Schaalsee- Premiere 24.08.2014

 

 

Als besonderer Teil der Lauenburger Seen, nämlich als Biossphärenreservat, hat uns vom 21.bis 23. Juni 2014 der Schaalsee in vielfältiger Form rudertechnisch gefordert.

 

Seit geraumer Zeit sind wir alle zwei Jahre, über deren Hochzeitstag (!) bei Roßlauer Ruderern, die es vor über zwei Jahrzehnten an den schönen Ratzeburger See verschlagen hat, zu Gast.

 

Über diese Zeiten kannten wir den berühmten Ratzeburger See, die Wakenitz und Lübeck bis zur Travemündung recht gut. An der Farchauer Mühle am Küchensee war bisher aber immer Schluss.

Hier hätte man über 1,3 km zum Schaalseekanal umtragen müssen, außerdem fanden längere Zeit Wasserbaumaßnahmen an dem kleinen Kanal statt und schließlich ist der Schaalsee selbst bald nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze, die früher auch den See teilte, Biosphärenreservat. Auch wenn Ruderer stets sehr umweltfreundlich auf dem Wasser unterwegs sind, hier dürfen auch wir nicht „genehmigungsfrei eindringen”.

 

Die Hürden waren also groß, aber die Neugierde auf Neuwasser in dem abgeschotteten See wuchs ebenfalls von Jahr zu Jahr. Nach Jahren des darüber Redens veranlasste das schließlich unsere Groß Sarauer Ruderkameraden den aufwändigen, z. T. kostenpflichtigen deutschen Bürokratenweg zur Befahrungsgenehmigung des Reservats, für uns auf sich zu nehmen. Wir waren wirklich gespannt und auch ein bisschen aufgeregt, denn einen solch speziellen Aufwand für eine Wanderfahrt kannte wohl noch niemand von uns.

 

Nebenbei musste im Vorfeld auch ein neues Quartier nach Wegfall der urigen Gemeinde-Gemeinschaftsunterkunft, von Roßlau aus gesucht werden. Das fand sich in der neuen schmucken Ratzeburger Jugendherberge direkt neben der „Ruderakademie”, nach etwas holprigem Start, am Ende zu aller Zufriedenheit.

 

Alle, das waren dieses Mal 19 Teilnehmer, wovon nur 13 die zehn Bootsplätze nutzten. Eine Diskrepanz, sonst nicht üblich bei der RRG, hatte einen besonderen Grund. Den aber gleich zweimal.

 

Zum Auftakt der Fahrt konnten wir, unter wahrhaft stürmischen, „äußeren” Bedingungen zwar, aber zunehmend fröhlicher, auf zweimal 7 Lebensjahrzehnte von Horst und Helmut anstoßen.

 

Das anschließend Gegrillte konnte bei Windstille in den schönen Räumen der JH eingenommen werden. Stürmisch war es am Begrüßungsabend, wie immer schon Tradition, nur noch im Glas. Mögen den vielen besonderen Rudererlebnissen mit den beiden Jubilaren noch recht häufig weitere gemeinsame Taten im und außerhalb des Bootes bei guter Konstitution aller Beteiligten folgen!

 

 

Am nächsten Morgen Bootstransport zum Schaalseekanal nahe der Farchauer Mühle, der frühest möglichen Einsatzstelle. Es stimmte, der Kanal auf den ersten Kilometern mit schmuck hergerichteten, geschotterten Böschungen und frisch angesätem Gras als Befestigung zeugten von gerade beendeten Wasserbaumaßnahmen.

 

Extra für uns fertig geworden, hätte man den Eindruck gewinnen können. Hätte. Schmales aber schönes Ruderwasser, das sich nach den zwei Sperrwerken unterwegs, leicht verwildert fortsetzte. Hier war Slalom-Rudern um die im Wasser liegenden Bäume angesagt und (meist) gekonnt auch beherrscht worden.

 

Die wenigen Anlieger am Kanal machten ob unseres Auftauchens in Ruderbooten recht erstaunte Gesichter. Offensichtlich, so etwas versuchen nicht viele unserer Zunft.

 

Danach folgte mit dem Salemer See belebteres Terrain. Die gleichnamigen Hexen zeigten sich zu der Tageszeit nicht. Dem folgte der noch kleinere Pirer See. Auch sehr schön zu rudern, jedenfalls bis zur letzten hölzernen Brücke vor dem Schaalsee.

 

Hier haben „Beschützer” des Reservats ein wahres Bollwerk an Stämmen und Ketten in, sagen wir 'mal, sehr abenteuerlicher Art im Wasser an und unter der Brücke aufgebaut, das uns zunächst ein wenig sprach- und ratlos werden ließ.

 

Ich habe so etwas zum Naturschutz zwar schon gesehen, in dieser Ausprägung aber noch nie. Wir haben das Bollwerk, gestärkt im Bewusstsein der Genehmigung, mit jeder „Durchfahrt” geschickter bezwungen ohne Schaden an den Bööten.

 

Und dann der See. Wunderschön eingebettet in die hüglige Endmoränenlandschaft, überall von Wald umsäumt, mit zahlreichen Halb- und richtigen Inseln und zum (ver)fahren verleitenden Buchten.

 

Er ist wirklich ein schönes schützenswertes Stückchen Erde. Wir hatten nur kaum Augen für die schöne Natur. Ständig attackierte uns eine starke Brise, meist von Regen begleitet.

 

Wir bewegten uns, bis auf einem Stopp in zivilisierter Campingplatz-Umgebung, also möglichst schnell über den See in Richtung Zarrentin⁄ MecPom. Das malerische Örtchen samt Kloster war Endpunkt des Gewässers und des Rudertages.

 

Dort glücklich, durchnässt und kalt angekommen, zeigte sich der Abend friedlich und milde. Hinter den Wolken konnte man sogar die Sonne ahnen.

 

Nach einer ersten Stärkung der beiden Vierermannschaften beim Fischer, zu dem die Leute selbst von Hamburg Fisch kaufen kommen, fand unser abholender Landdienst auch die Zufahrt zum Seebad.

 

Wie sich am nächsten Tag erwies, lagerten unsere Boote hier gut und sicher über Nacht und er, der Sonntag machte seinem Namen auch beinahe Ehre. Der Rückrudertag brachte zumindest keinen Regen.

 

Den bliesen die nach wie vor starken Winde fort und manche Bucht im Schaalsee bot reine Ruderfreude (oder auch 'mal einen Irrweg).

 

Ohne Seezeichen als Orientierungshilfen und keiner Revierkenntnis war verfahren für die Steuerleute aber auch nicht schwer. So entstanden wieder einmal etliche Rosslauer „Umbogen”.

 

Kamen wir um die nächste Ecke in den Wind und Wellen war es vorbei mit friedlichem Rudern. Trotzdem konnten wir die Landschaft besser als am Vortag genießen, uns im stilvollen Restaurant „Fuchsbau” zu Mittag stärken, die Stühle teils mit Ruderaugen verzieren und manches freudvoll betrachten, was am Vortag bei Regen keine Beachtung fand.

 

Bis zum Ausgangspunkt und dem notwendigen Gerödel mit abbauen, aufladen, verstauen, gab es nur für ein Boot im Ästegewirr des „wilden” Schaalseekanals beinahe noch ein wässriges Ende der Slalom-Rudertour.

 

Das vorausfahrende Boot hatte seine Freude daran. Das entsprechend laute Gelächter (Schadenfreude ? Nein !) bewies das.

 

Den Abend ließen wir teils bei Caipirinha (die Damen) und freundlichen Hellem und Schwarzen (die Herren) im Fußball- WM-Party-Zelt und anschließend alle gemeinsam wiederum froh und immer fröhlicher bei Betrachtung des stürmischen Windes über dem Ratzeburger See in der wohligen Wärme der Herberge ausklingen.

 

Danke, den fleißigen Organisatoren aus dem Norden und aus Roßlau sagten wir beim Abschied tags darauf.

 

Sollte das jemand nicht stark genug vernommen haben, möchte ich das hier noch einmal bekräftigen.

 

Und, war das „Abenteuer Schaalsee” mit nur 45 km für`s Fahrtenbuch eines jeden Teilnehmers den Aufwand wert? Ja, meine nicht nur ich.

 

Ein besonderes, reizvolles Stück Neuwasser ist erobert und Schnief`s Revier nunmehr vollständig erschlossen. Oder gibt es da noch etwas für das nächste Mal?

Verfasst von RK OHK

 

Anmerkung Anita:

Ein besonderer Dank an Christian Pötzsch für die Bereitstellung des Zugfahrzeuges und an Marco, den Fahrer.